Abschied-s-p-i-e-l!
FC Suebia (Mannschaft Jonas Baumgartner/in weiß) – FC Suebia (Mannschaft Haas/in rot) ca. 9 : 7
Herr Vegas, erzählen Sie uns vom Abschiedsspiel am vergangenen Freitag.
Mhhh, ich weiß nicht, denn ich neige heute dazu, zu meinen, dass ein solches Ereignis des Livezuschauers Auge und all jener aufm Feld vorbehalten bleiben sollte, weil man das, was da lief und in Sachen Hingabe und Feinheit im Gefühl von Suebia (mal wieder) auf die Beine gestellt worden ist, eigentlich nicht angemessen beschreiben kann. Ich finde, man muss es gesehen, wahlweise gespielt haben und vertraue hier auf schöne Fotos, die dieses Spiel in Punkto Freude und Unterhaltungswert aller Anwesenden dokumentieren. Es war jedenfalls sehr, sehr Besonders.
Aber n bisschen was zum Spiel muss sein!
Ja, hach, die ganzen Fun-Facts und Extrachallenges die in dieses Abschiedsspiel eingebaut wurden, hier aufzuzählen… denn Suebia liefert sowieso immer geile Ideen ab, Suebia ist schließlich nach wie vor eine Kreativitätsmaschine; vom ernstlich waschecht ausgelegten Roten Teppich am Kabinenausgang bis hin zur letztlichen Party in „ihrem Sportheim“ am Fuße des Rottweiler Kapellenturms Yves 2.0. Der Tag war aus einem Guss und einmalig zugleich.
Dass das Spiel meiner Ansicht nach wahrscheinlich 9 zu 7 für die Mannschaft in Weiß, um Baumi als deren Kapitän ausgegangen ist, was soll`s, ist eh relativ egal, wer die Tore geschossen hat und wie, denn das Christoph Haas sowieso weil er`s kann und aber selbst sogar Baumi hier Tore schießen würden, weiß man ja schon im Vorfeld. Das einzig überraschende, wenn man so will, war vielleicht, dass Smi auf Seiten der Haas-Mannschaft in Rot gar auch n Tor oder zwei reinbrachte, was ja gut zeigt, dass es leichter wirklich nicht mehr ging, um zu Glücksgefühlen durch n erfolgreichen Abschluss zu kommen.
Und macht das jetzt großen Sinn, wenn ich ihnen erzähle, dass irgendwann immer mehr Spieler aufm Platz gleichzeitig spielten, in der Spitze allen Ernstes 38 (!), also schlichtweg alle!!??!! Und sogar einer der eingebauten Extrafuns per nach und nach zu öffnenden Briefumschlägen von glaub vieren oder fünfen, beinhaltete, dass jetzt alle drei Schiris auch mitspielen sollen!?! Auf welcher Seite, bei welcher Mannschaft? In welcher Farbe?? Echt in Gelb!? 38 plus drei mitspielende Schiris!?! Oder waren es mit den Schiris bereits 38? Kein Plan. Wie das gehen konnte, weiß ich auch nicht, da Ruben Trevisol am Mikro schon nach ca. 27 Spielern erheitert rein rief „hey, Schiri, zähl mal die Spieler aufm Platz!?!“
Bei 38 Spielern trudelte jedenfalls noch die nächste Challenge per geöffneten Umschlag rein „Mannschaft Rot muss fünf Spieler abgeben.“ Tja.
Was mir zu diesem 38er-Punkt abernoch ne Erwähnung wert ist, war mein süffisanter Gedanke, als ich so viele Leute aufm Feld zählte, um wieviel mehr das dem Spiel des ehemaligen Mittelfeldregisseurs- Asses Kleiter entgegen kommen musste, der ja bekanntlich das, was andere an Metern zurücklegen, mit Vorliebe mit dem Auge macht. Jetzt brauchte er nicht mal das mehr richtig, um ne Anspielstation zu erspähen.
Ne, ne, das alles war einfach ein ganz großer Spaß und ist wie gesagt, ein großes Bonbon für all jene gewesen, die Live auf den Rängen dabei waren oder wahlweise aufm Feld inklusive zwischenzeitlichem Starkregens als Extradreingabe.
Ein Fact über Jonas Baumgartner ist hier allerdings sehr interessant:
Im Gespräch mit dem in der Haase- Mannschaft spielenden Sven Kiener, dem ehemaligen jahrelangen Trainer von Suebia und deren Aufstiegsmacher der Saison 2014/15 in die Kreisliga A hoch, fand ich per Zufall heraus, wo genau Baumi das allererste Mal zum Haupttrainer Suebias avanciert war. Es war in exakt jener Aufstiegssaison in der Rückrunde des Frühjahrs 2015 auf heimischen Platz gegen den Mitfavoriten FSV Schwenningen, welches gewonnen wurde.
Und das kam so:
Kiener, der damals als Spielertrainer fungierte, sah sich aufgrund eines sich nächtens zuvor auf Zechtour überraschend zugezogenen Starkrausches nicht in der Lage, am Spiel teilzunehmen, schon gar nicht als Spieler, auch nicht als Verantwortlicher und schon mal grundsätzlich gar nicht erst in Rottweil an sich, da er dafür hätte fahren müssen vs. dazu erst ausm Bett rauskommen… also Telefon… Alarm… „Bau – hicks – mi, Baum – hicks – i… so – hicks – sorry… du – hicks – bitte… musst… zirka drei – hicks – komma zirka fünf – pro… äh.. mille .“
Die Geschichte lief dann so, dass auf Drängen des doch auch in fahrige Hektik ausbrechenden Baumi der damalige Torwart Damian Detta hastig zu Kiener fuhr um den abzuholen und dieser letztlich tatsächlich noch irgendwie auf der Bank landete, aber dort dann auch viel eher am wegdöseln war, denn zu was nutze.
Baumi war in jedem Fall plötzlich Haupttrainer! Und Obacht: Wer schoss damals das 1 :0? Christoph Haas!!
Dieser Trunkenheitszwischenfall Kieners lässt einen im Übrigen an Branko Zebec erinnern, die Älteren werden den noch kennen, ein in den 70er/80er Jahren des letzten Jahrhunderts renommierter Bundesliga-Trainer (bei weitergehendem Interesse für Jüngere bitte auf Google eingeben „Zebec, HSV, Promille“, das reicht).
Na, ist doch schon gut was übers Spiel zusammen gekommen.
Merk ich grad auch, mach ich mal einfach weiter so.
Okay! Geil!
Zunächst und überhaupt mal grundsätzlich:
Dass hier ein richtiges Abschiedsspiel – und das in der Kreisliga A – veranstaltet wird, ist ja schon ne einsame, aber wiederum völlig typische Suebia-Nummer.
Das kennt man sonst ja nur von Profiligen in Bezug auf ganz wenige altgediente Koryphäen, denen ein solcher Dank zu Teil wird. Ein Abschiedsspiel ist nämlich ein außerordentlich tiefer Dank an solche seltenen Protagonisten, die offenbar für ein Vereinsgefüge und innerhalb seiner zwischenmenschlichen Dimensionen so derart wichtig waren, dass dies nur mit einem solchen Spiel gewürdigt werden kann.
Im Prinzip ist es so:
Wenn ihnen ein solches Abschiedsspiel widerfährt, landen sie bis ans Ende der Zeit dieses Vereins auf dessen Ahnentafel und werden wann immer man sie wo sieht, mit Weihrauch befächelt, Myrrhe beschenkt oder mit Palmenzweigen beworfen. Das ist die allerhöchste Güteklasse an Respekt! Sie haben es geschafft, geschafft, geschafft. Wenn sie in ihrem Leben wo nochmal was reißen wollen oder n Gang höher schalten, müssen sie das schlichtweg in einer anderen Welt machen. In dieser geht’s nicht mehr.
Christoph Haas und Jonas Baumgartner = Ahnen. Galerie. Selten. Einzigartig. Andere Welt. Suebia Charlottenhöhe!
Mhhh, schon krasses Level.
Eben, und nicht arg viel minder krass ist, dass mit einer nur kleinen Abstufung versehen, es nämlich ebenso ein außerordentliches Zeichen an Respekt und sich vor ihnen verneigendem Dank ist, wenn sie der Ruf eines solchen zu verabschiedenden Spielers ereilt, an genau diesem Tag, in genau diesem Spiel, als Teil seiner Mannschaft entweder als Spieler oder Trainer, Schiri oder sonst was zu fungieren. Arg viel besser geht’s dann auch hier nicht mehr. Es ist in dieser Welt zwar noch etwas möglich für sie, aber sie haben hiermit die Weihen zum Grenzgänger empfangen.
Die Geweihten
= (Mannschaft Baumi):
Markus Nester, Fabian „Fanna“ Keller, Fabio Wagner, Felix Wilsch, David Probst, Marco Lenz, Mario Grimmeisen, Raoul Fischer, Flo Schwendemann, Sebastian „Kiwi“ Müller, Tim Hezel, Blerim Nuhijj, Jonas „Hape“ Haag, Jan Koch, Tobias Pallaks, Marius Weckenmann, Sebastian von Au.
Und es war noch mindestens dabei: ein gewisser Pfanner, den Baumi offenbar großartig parodieren kann.
= (Mannschaft Haas):
Michael „Wally“ Kammerer, Sven Kiener, Phillip Klaiter, Julian „Smi“ Schmidt, Chris „Make Love not War“ Keufer, Phillipp „Amore“ Weckenmann, Marco „Haile“ Uttenweiler, Jonas Schneider, Maximilian Grimm, Sascha „Ecki“ Hauser, Chrisse Schwab, Luca „Sichler“ Wagner, Jonas „Stöpsel“ Leibrecht, Fabi Schleicher, Alexander Graf, Aaron „WDP“ Hoffmann und Marc Agyemang. Im Prinzip gehörte hierzu noch Daniel „Sunshine“ Braunstein als ein weiterer Grenzgänger rein, der aber leider verhindert war.
= (Jetzt die Schiris):
Marvan und Flo Bob als Linienrichter!
Und Achtung: ein gewisser Tim Göhler als Schiri, der als junger Teeny anno 2014/15 ein großer Fan von Suebias Urgesteinstorwart Wally Kahn war und von seinem Idol beim Spiel gegen und in Epfendorf, wo der Aufstieg perfekt gemacht wurde, dessen Torwarttrikot geschenkt bekam!!
Tim Göhler im Übrigen heutzutage der in Diensten Suebias stehende Schiri an sich!
Hmmm, eine außerordentliche Ehre für alle zusammen, auf die man sehr stolz sein kann.
Eben, nichts minder, nichts minder, nichts minder!
Im Prinzip ist das also ein sehr ernsthaftes Ding und deutet klar auf einen im Hintergrund reinrassig und stabil röhrenden Motor in Sachen tiefer Verbundenheit, Seele und wahrhaftiger Freundschaft hin, was überhaupt nur zu so einem Abschiedsspiel führen kann.
Solche Spiele sind im Leben keine Spiele, die man zwecks oberflächlicher Good-Feelings veranstaltet oder wo man mal hinzugerufen wird so in Richtung „ …mensch, wir brauchen noch Spieler und n Schiri, hast du zufällig Zeit?“
Und genau das sind die Gründe, warum mir in der Tendenz hier ein stückweit widerstrebt, diesen vordergründig großen Spaß dermaßen an die Mattscheibe zu hängen, weil das Ding zwar schon viel Spaß gemacht hat, aber eben im Kern eine sehr ernste Sache gepaart mit Traurigkeit ist, Abschieden, Beendigungen, von Vergangenheiten, von Verlässlichkeiten, von Gewohntem. Stellen sie sich da einfach nur mal einen wie Fabio vor, der mit Baumi ein kongeniales Team über Suebias Ausrichtung und Fußball an sich bildete und das seit über 12 Jahren!?! Von Anfang an!?! Scheiden tut in Wahrheit ganz tief innen immer irgendwo verdammt viel weh!! Verdammt viel!!
Abschied- s–p–i-e-l!!
Fertig.
Aus.
Scheiße und Super zugleich!
Jimmy Las Vegas