Planet Earth, or what?
23/03/15 17:59
FC Suebia Charlottenhöhe vs. Afro-Stars 1:2 (1:0)
„Zufluchtsstätte Rottweil“
unter Leitung von Christoph Frank, im allgemeinen vielleicht auch eher als „Freundeskreis Asyl“ bekannt, betreibt nun eine Erwachsenen-Fußballmannschaft, die Afro-Stars!!
Am eigentlich spielfreien Tag vollzog der FC Suebia denn auch ein ganz besonderes Spiel:
Gegen eine internationale Auswahl von Spielern, die in Deutschland bzw. Rottweil ihren vermutlich vorübergehenden, mindestens aber zeitweilig sicheren Zufluchtsort gefunden haben und sich unter ihrem 26-jährigen Trainer Daniel Kahsay (hintere Reihe, dunkle Jacke, fast Mitte) zu einer Fußballmannschaft, den „Afro-Stars“ zusammenschlossen.
Trainer Daniel Kahsay
ist Äthiopier, der durch ein Forschungsprojekt der Uni Bayreuth in seinem Land zum Thema „African Migrants“ vor einigen Jahren als deren Übersetzer vor Ort fungierte.
Daniel ist fließend 7-sprachig: Englisch, Französisch, Deutsch, Arabisch, plus drei afrikanische Sprachen wie Tigrinyna (Eritrea) und natürlich seiner Muttersprache „Amharisch.“
Keinerlei Problem also, sich mit seinen Spielern aus X-Ländern zu unterhalten, er braucht dafür nicht mal die sprichwörtlichen „Hände und Füße.“
Ein ganz großes WOW an Daniel, der im Umland von Rottweil als Installateur arbeitet...
Seine Kicker aus 9 Ländern:
Afghanistan, Algerien, Äthiophien, Eritrea, Gambia, Mazedonien, Somalia, Syrien und Togo.
Und das soll bitteschön wo alles sein?
Ganz einfach:
Ins Auto rein, Navi an... „fahren Sie dann bitte ca. 1000 Kilometer gerade aus, dann ca. 3000 Kilometer schräg links und dann 4000 Kilometer rauf und runter, dann etwas dem Hang entlang und biegen Sie anschließend scharf rechts ab und Sie haben ihr Reiseziel erreicht. Ihre errechnete Fahrtzeit beträgt 193 Stunden und 3 Minuten.
Halten Sie sich an ihrem Bestimmungsort bitte an die landestypischen Verkehrsregeln und wenden Sie bitte vor Minenfeldern. Fahren Sie auch bitte nur langsam durch Bombenkrater hindurch und bei Bomben-Hagel halten Sie bitte Schrittgeschwindigkeit oder fahren nach Möglichkeit rechts ran, halten aber zu ihrer eigenen Sicherheit in jedem Fall die Fenster feste geschlossen.“
Wie auch immer ;-))
„Willkommenskultur FC Suebia Charlottenhöhe“ oder „Integrationskraft Fußball“ oder noch viel einfacher: „Leute kicken gegen Leute“ und es macht einfach Spaß!
Eine der Faszinationen dieses Sports mal wieder völlig klar:
Teamgeist und Abstimmung untereinander; Gemeinschaftssinn und Einsatzgeist; Motivation und Wille zm Sieg; Fairness und Verständniss; Toleranz und Spaß unter-und miteinander sind ganz offenbar universelles Menschheitsgesetz, das in jedem drin steckt und von jedem von kleinauf beherrscht wird - Stichwort unterschiedlichsten Kindern beim Spielen zuschauen!
Die Kicker der Afro-Stars:
Mamadu im Tor; in der Verteidigung Omar, Bilal und Jonas; im Mittelfeld Fissaha, Mohammad, Abel, Erdal und im Sturm Abdelhakim und der 1:2 Siegtorschütze Omar Abas (kniende Reihe, dritter von rechts)!!
Wer genau mitgezählt hat...10 Spieler nur!?
Egal, mit n bisschen Leichtheit geht auch das, und so werden die Afro-Stars aufgefüllt mit den zwei „weißen Afrikanern“ Mathias Herrman und Felix Vogt, und es wird aufeinmal 12 gegen 10 gespielt...hähh? Auch egal, alles kein Ding.
Es war herrlich zu sehen,
welch aufrichtige Freude am Tun die Kicker des FCC’s hatten, gegen die Stars aus Überall her zu spielen. Herrlich auch deren Freude gegen eine echte Mannschaft spielen zu können.
Tatsächlich war das Spiel unterhaltsamer sonntagfrühmorgendlicher Event ab 10:30 Uhr.
Und als Suebia-Zuschauer war es zugleich ein Kuriosum…
- zwölf gegen zehn; Matse und Vogt Afro-Stars (und Vogt schießt in „Zusammenspiel“ mit Latte und dem Rücken des Suebia Torwarts Mepp das 0:1 gegen FC Suebia).
- Juliano Brasiliano das erste Mal FCC Spielführer.
- Benedict Leichtle bei seinem ersten konkreten FCC-Spieleinsatz gleich gegen eine Weltauswahl.
- David Probst als Schiedsrichter - in der zweiten Hälfte pfeift Max Brauchle.
- Julian „Smi“ Schmidt nach langen Monaten erstmals wieder im Kader.
- Fabian Zeller endlich mal wieder am Start
Und auch Luca Wagner seit Urzeiten das erste Mal wieder auf dem Platz (Achtung: Somit erstes FC Suebia-Spiel überhaupt, an dem alle drei Wagner Brüder Fabio, Luca und Marco Uttenweiler gemeinsam auf dem Platz standen). Schmunzelnder O-Ton Trainer Sven Kiener übrigens (nachdem Luca die X-te Torchance verballert hatte): „Mann, ist der Tor-un-gefährlich.“
UND in Reihen des FCC’s
noch ein „echter Ausländer...“ der ca. 35-jährige Türke und Suebia-Sponsor Imo, der sich gegen die Afro-Stars nochmal ins Trikot und kurzes Höschen schmiss.
Aber längst ist sie vorbei, Imos Zauberfußballzeit aus dem ersten Jahr Suebias anno 2011... nichts erinnert mehr an den Glanz vergangener Tage: nach behäbigen und wohldosierten Sprints dennoch herzinfarktgefährdet, ansonsten alles in allem langsam und umständlich, Bauchansatz, vorm Tor trödelig, fastgar tollpatschig und Spielübersicht gleich null.
Aber eines ist geblieben, Imos wunderbare Schlagfertigkeit auf Fragen aller Art, so sein O-Ton auf Schreiber Vegas’s Frage „Imo, was ist der Unterschied zwischen der Türkei und Afrika?“
„Nicht viel, fast nichts... Farbe vielleicht.“
Auch egal 1 bis 5:
1
Bei etwaigen nachfolgenden Diskussionen darüber, ob Suebia in Wahrheit einen politisch korrekten Werbeauftritt denn einen aufrichtig freudvollen und offen unkomplizerten Umgang mit „anderen“ im Sinn hatte – auch egal - denn Suebia macht einfach Spaß und hat Spaß. Stichwort Kinderherzen...2
Gedanken, Suebia hätte Afro-Stars gewinnen lassen... auch egal.3
Gedanken, dies wäre kein reeles Spiel gewesen (Stichwort 12 gegen 10, Stichwort Imo, Stichwort Smi, Stichwort Fabi Zeller, der noch einen Elfer versemmelte)...auch egal.4
Thema „Asyl, Asyl, Asyl und wann und wer und warum und wieso nicht...“ auch alles total egal - es gilt einfach kicken, kicken, kicken und spielen, spielen, spielen, dann wird alles wie fast von alleine besser, und besser, und besser.5
Und für die ganz spitzfindigen, die wissen, dass am vergangenen Wochenende der Spieltag der Fußballbundesliga unter dem Motto „für Integration und gegen Vorurteile“ stand und Suebia dies für sich nutzen wollte... auch scheißegal - denn es gibt einfach solche derartigen Zufälle von denen selbst Suebia total überrascht ist - und last but not least und so ein Zufall aber auch...: man kann es sowieso nie allen recht machen. Also ab in’s Knie ;-)))Wer die Afro-Stars
nochmal sehen will (denn es werden nach mehreren Anfragen bei Rottweiler Mannschaften und der ersten Zusage von Suebia noch weitere Gegner gesucht, die weggeputzt werden wollen...) geht am kommenden Wochenende zum Stadiongelände und schaut sie sich gegen die A-Mannschaft des FV 08 Rottweil an, der ebenso zugesagt hat. Die Afro-Stars unter ihrem höchstunterstützenswertem 7-sprachigen Installateur Daniel Kahsay und Christoph Franks „Circle of Friends“ sind absolut zu empfehlen!!!
Und das nächste Spiel
ist am 29. März 2015 um 15:00 Uhr. Und zwar auswärts gegen die SGM Hochmössingen/Aistaig (Hinspiel 1:0 für Suebia - Suebia Reloaded).