Herr Vegas, bevor wir zu Ihrem Spielbericht kommen, warum muss der heute wieder im Interviewstil stattfinden, an dem sich bekanntlich die Geister in der Leserschaft scheiden.

„Müssen tut gar nichts, aber es geht darum, den Unterschied zwischen rohem Fisch und blutigem Steak klarzumachen.“

Was heißt das?

„Bei Niederlage ist alles nur halb so interessant, wenn überhaupt, und da bringt dann auch ein noch so gut gemeinter Spielbericht nichts.
Die wirklich coolen Berichte kann es also zwangsläufig nur geben, wenn Suebia gewinnt.
Verliert Suebia, oder trödelt ein ödes Unentschieden heim, gibt es eben viel Labererei, wie im richtigen Leben.

Aber einem gutgemeinten (Niederlagen)-Spielbericht gegenüber, wäre vielleicht mancher Leser dennoch aufgeschlossener, als Ihrer Bleiwüste an Buchstaben.

„Mein Papa Franz hat immer gesagt: Das Gegenteil von Gut gemeint – ist: Gut gemacht!!
Wenn Suebia verliert, haben sie es meinetwegen Gut gemeint, aber Gut gemacht haben es hald die anderen - der Rest ist Gelabere ala 'ich wollte doch nur..., ich/wir meinten eben...., unsere Idee war..., ich bin trotzdem in Ordnung und ein guter Mensch...' aber der Damm ist hald kaputt, das Wasser überflutet das Land: weils der gutmeinende Dammaufseher eben verbockt hat!“

Demnach kann der Ungutmacher auch kein Guter sein!?

„Genau, Schlaue nach vorne an die Deichsel, alle anderen nach hinten und Maul halten.
Ein guter Mensch kann nur einer sein, der Dinge auch Gut macht, fertig. Merken Sie sich das als Lebensregel, wenn Sie mal wieder eine solche labernde Fehlerquelle vor sich stehen haben, so umschippern Sie leichter ihren eigenen Untergang.“ ;-)

Okay, VFL Fluorn, nach 22 Jahren das erste Mal wieder aufgestiegen. Was sagen sie dazu.

„Na, Top. Glückwunsch. Saubere Sache. Ein Lob auch an den Meistertrainer Thomas Deusch.“

Es waren mit dem damaligen Meistertrainer Kaufmann und seinem ehemaligem Torhüter Ziegler sogar zwei alte Haudegen heute mit unter den über 200 Zuschauern. Sicher ganz besondere Momente für die beiden?

„Das erklärt auch die emotional so auffällige Art des ehemaligen ca. 60-jährigen Trainers Kaufmann: Laut, aufgeheizt, Puls 180. Bei dem schlugs verbal heftig zwischen 5-Sterne Restaurant und Pennymarkt hin und her.
Hammer, was der so alles auf Lager hatte und emotional abrief.
Er sagte aber über sich, dass er heutzutage wirklich ruhiger geworden sei...stellen Sie sich also bitte vor, wie es Anfang der 90er Jahre aufm Platz in Fluorn erst zugegangen sein muss, unter der Ägide Kaufmann ;-))“

VFL Fluorn spielt und spielte bekanntlich nie den besten Fußball?

„Na, und dann? Werfen wir hier jetzt mit Dreck? Wer nach fast 30 Spieltagen Erster ist, der ist in vielerlei Hinsicht der Beste von allen gewesen.
Aber zugegeben, mir gefällt dieses spielerisch eher hemdsärmelige Rangehen Fluorns auch nicht - ich meine damit aber nicht unfaires Spiel, denn das ist im Rahmen.“

Etwas genauer.

„In deren Spiel spiegelt sich im übertragenen Sinne eben karges, unwirtliches Dorf wieder. Man lebt und lebte in Fluorn hald schon seit jeher abgeschieden, nur kleinere Bäche, keine Anbindung zu Eisenbahnschienen, geschweige denn Bahnhöfen, zur Autobahn geht’s ewig und wenn man früher in die Stadt wollte oder ins Tal waren lange, beschwerliche Fußmärsche angesagt... so ist man es gewohnt, für sich zu sein und mit den geringen Mitteln die man zur Verfügung hat, das Beste draus zu machen - und man sieht ja, was dadurch möglich ist: Spitzenmannschaft VFL Fluorn!!“

Die Spieler des FC Suebias waren dennoch in Arschtrittstimmung, ob des Spiels der Fluorner.

„Aber da schwang gehörige Verzweiflung mit, Verzweiflung über die eigenen zahlreichen, aber vergebenen Torchancen - und Fluorn steht gefühlt hald da, macht ein Tor, das auch noch ein Eigentor von Fubu war, und macht ansonsten außer beinhartem Verteidigen nicht mehr viel und gewinnt das Ding, und ab in Liga A.
Stellen Sie sich zusätzlich vor, dass Suebia heute selbst auf der Bank absolute Bestbesetzung hatte und der Fluorner Torschützenheld Kevin Debes sogar noch rotgesperrt war.
Max Wohlleber - der inzwischen zunehmend mit den Nerven bei Suebia-Spielen zu kämpfen hat, und dem ich heute unaufgefordert eine 7-Jahres-Prognose während des Spiels stellte, in der ich ihn mit knapp 33 Jahren als kaputtes nervliches Wrack mit zahlreichen Rottenmünster-Aufenthalten sah, weil er zuviele Jahre Suebia-Spiele schaute und auch noch deren Homepage betreibt – hat sogar behauptet, dass Fluorn nur 2 % Ballbesitz besäße, deren Torwart davon allein aber 90 % der Bälle in der Hand hielte ;-))“

Die Wortgefechte des Emotionsbündels Tobias Pallaks, dem heutigen Kapitän, während des Spiels, waren auch sehr sinnblidlich für diese Verzweiflung.

„Ja, unter anderem hielt er dem sehr gut haltenden Fluorner Torwart Mario Pfau lautstark vor, dass 'wenn ich so schlecht spielen würde, wie ihr, würde ich sofort mitm Fußball aufhören'.
Nach dem Spiel haute Tobias in die selbe Kerbe und schwadronierte über den 4er, ich glaube Bernd Aichholz, den Ball als Ziel nicht aufm Spielfeld zu sehen, sondern darin, ihn soweit wie möglich außerhalb des Feldes zu schlagen.
Auch ich hab bei der Spielweise Fluorns meine Faust in der Hose gespührt, aber das hilft alles rein gar nichts und überhaupt nichts: Suebia muss besser spielen, dann ist alles Gut gemacht und eben nicht nur Gut gemeint. Somit hier nochmal ausdrücklichen Glückwunsch an Fluorn, den völlig zurechten Meister dieser Saison.“

Was schätzen sie: gibt es heute, am Tag nach dem perfekt gemachten Aufstieg ‚Distels Pilsstube‘ in Fluorn noch?

Ne, die gibt es nicht mehr, Schutt und Asche. Carsten Diestel kann einen Neuanfang wagen.

Wer ist der vermutliche Anführer bei der Fluorn-Party gewesen?

„Da bin ich mir ganz sicher, der 36-jährige Uwe Maier, der heute Bronchitis-verhindert nicht spielen konnte, aber auf meine Frage, welchen Anteil er am Aufstieg hätte, antwortete '50, 60, 70, 80, 90, eigentlich hundert Prozent.'“
Der nebenstehende Kevin Debes ergänzte aber sofort lachend: ‚beim Bier vernichten.‘“

Der 4er spielte mit Gebissschutz, hieß es?

„Nicht mehr, aber er hat das in der Hinrunde tatsächlich gemacht, laut ihm, damit er niemanden beissen würde;-)) Aber auch das, ließe sich sinnbildlich für das Spiel Suebia gegen Fluorn sehen, einer trägt hald Gebisschutz...“

Herr Vegas, trotz Ihrer fairen Beschreibung hier, bitte ehrlich: Fluorn kotzt Sie doch insgeheim bisschen an?

„Hähh, warum denn? Ich ziehe nächste Woche dorthin, ist klasse dort, und ich will deren Kickberichte nächste Saison schreiben.“

Kommen Sie, der VFL Fluorn kotzt sie bisschen an, es stört Sie unter anderem, dass Suebia noch kein Mal gegen den gewonnen hat. Ein dermaßen mühsames Unentschieden auf heimischen Platz letzte Saison, ansonsten nur Niederlagen.

„Niederlagen gehören zum Reifungspro...“

...Herr Vegas, schreien sies raus: FLUORN KOTZT MICH AN!!

„In der Hinrunde der letzten Saison, dass kann ich jedenfalls sagen, war Fluorn am 10. oder 11. Spieltag mit Sicherheit das entscheidende Spiel, das dazu geführt hat, dass Suebia in der Folge den Glauben für ne ganze Weile endgültig verloren hatte und so fast dem Abstieg anheim gefallen ist, weil Suebia plötzlich das Gefühl hatte, dass es nach einer ganzen Niederlagenserie nicht mal gegen Fluorn, nicht mal zuhause, gewinnen kann.“ (Bericht: Mit Herrn Pallaks in der Achterbahn.)

Ein Unentschieden, und das nur mit Ach und Krach, das war der für die SuebenPsyche sehr zermürbende Knackpunkt, dieses Spiel, in jener Saison, in der Sie ein ums andere Mal danach weitere Niederlagenberichte zu verfassen hatten.

„An dem Spiel habe ich das tatsächlich geistig festgemacht, ja, von dem her finde ich Fluorn schon bisschen Scheiße.“ ;-)

Kommen Sie, sagen Sie laut und deutlich Fluorn ko…

„...Meine Herrn, ich weiß gar nicht, was Sie von mir wollen. Suebia ist Weltoffen, Tolerant, steht für Fairn...“

...Fluorn ist…

„...Gut, gut, gut, dieses Sch…Dorf geht mir schon bisschen mehr gegen den Strich, als ich zugeben will. Schon früher, schon in jungen Jahren, waren in Hallendiscos gerade die Partys in Fluorn für mich und meine Kumpels meistens ein besonders rauhes Pflaster. Haue und Hiebe. Anderswo konnten wir uns leicht durchsetzen, aber in Fluorn gabs regelmäßig Pompfe. Aber das ist lang her, vergeben, vergessen...“ ;-)

Hat Ihnen nicht mal auch n Fluorner auf so ner Disco sogar die Freundin ausgespannt?

„…...“

Sandra? Zusammen gekommen - getrennt nachhause?

„…...“

Buchtitel 'Plötzlich Solo (...in Fluorn)´.

„…...“

Jetzt sagen Sies hald, Herr Vegas, befreien Sie sich von einer jahrelangen Last…

„...na, meinetwegen:
FLUORN KOTZT MICH VOLLKOMMMEN UND VON GRUND AUF UND IMMER SCHON UND FÜR ALLE EWIGKEIT AN!!! Sie Halbhirn.

Zufrieden jetzt?“

Spitze gemacht, Herr Vegas, und danke für das Interview.